Strinz-Margarethä / Taunus, ev. Kirche

Restaurierung 2017/19 (1+P, 13), erbaut von Johann Jacob Dahm um 1710

Die in optischer Hinsicht ausladende Orgel, um 1710 von J. Jacob Dahm für das Weißfrauenkloster Mainz erbaut, wurde wohl 1806 in die ev. Saalkirche Niederingelheim übertragen. Anläßlich des dortigen Orgelneubaus durch Bernhard Dreymann (Einbezug von Ohren und Figuren der Dahm-Orgel) wurde das Instrument 1853 in der ev. Kirche Strinz-Margarethä aufgebaut und den räumlichen Gegebenheiten angepasst. Dabei oder in der Folgezeit wurde der Spielbereich an die Gehäuseseite verlegt und die Windversorgung erneuert. 1964 erlitt das Werk einen durchgreifenden Umbau, einem technischen Neubau nahekommend.

 

Unsere Arbeiten (Mai 2017 - Mai 2019) umfassten die Restaurierung des Gehäuses (mit Rekonstruktion des Spielbereichs) und der Windladen (u. a. Rekonstruktion der Windkästen), den Neubau der Trakturen nach Merkmalen des Mainzer Orgelbaus, die Rekonstruktion der Keilbalganlage um erhaltene Fragmente, die Restaurierung und Ergänzung des erhaltenen Pfeifenwerks. 1964 in die alten Pedalkorpora gefräste Zusatzkanzellen erlaubten die Verwirklichung eines bis c' erweiterten Pedalumfangs.

Die Intonation im Sinne des Erbauerumfelds erbrachte ein Ergebnis von großem Farbenreichtum, geeignet für eine Fülle von Aufgaben liturgischen wie konzertanten Musizierens.

das aufwendige Gehäuse von 1710, ursprünglich noch Ohren und bekrönende Figuren enthaltend

Vorzustand - der 1964 lieblos ins Werk gefügte Spielbereich ...

… und der nach Untersuchung vergleichbarer Instrumente rekonstruierte Spielbereich

besonders ästhetisch die von Hand gefertigte Manualklaviatur …

rätselhafte Aussparungen in Schleifen und Abdrücke in Schleifenbahnen (Manual) rührten von der Dahmschen Registermechanik …

… mit über den Stöcken verlaufenden Eisenwellen, einem im Franken des 17. Jh. gebräuchlichen Funktionsschema, so jetzt rekonstruiert.

der Blick in die offene Rückseite zeigt den unteren Abschnitt dieser Registratur

die rekonstruierten Eichestöcke mit Aussparungen für Rasterträger und Registerärmchen; im Hintergrund eine der Pedalladen

an die Stelle der Kondukten sind in die Stöcke gestemmte Verführungen getreten

Rohzustand der hölzernen Pfeifenatrappen für die Harfenfelder …

... im Ergebnis kaum von Zinnpfeifen zu unterscheiden - die Blindpfeifen der Harfen

im Speicher erhaltenen Balgfragmente, bei der Rekonstruktion der Winderzeugung einbezogen

interessantes Kalenderfragment an der Innenseite einer Balgplatte

Detail der im Speicher rekonstruierten Keilbalganlage, über Rollen mit dem Hebelwerk hinter dem Gehäuse verbunden

auch am Spielbereich ist es lohnend, den Blick nach oben zu heben

Manualwerk C,D - c‴   Pedalwerk C,D - cʹ (1710: C,D - d°)  
Principal 4’ Sub Bass 16’
Mixtur 5f. Octav Bass 8’
Quint 1 ½’ Superoctavbass 4’
Octav 2’    
Sesquialter 2f.    
Kl. Gedact 4’    
Gr. Gedact 8’    
Solicional 8’    
Cornet 4f. D.    
Gr. Gedact 8’    
Trompet 8’    
  • Ventilkoppel mit eigenen Ventilen im Manualwindkasten (C,D - d°), ds° - c' in Manualtraktur greifend
  • Kanaltremulant aufs Manual (Bauart Schöler)
  • rekonstruierte zweifache Keilbalganlage
  • Stimmung um 465 Hz (Neidhardt für ein Dorf)
  • Calcantenglocke