Springen / Taunus, ev. Odilienkirche

Restaurierung 2021-23 (1+P, 10), erbaut von Johann Friedrich Macrander um 1710

Die Orgel, ursprünlich vermutlich ohne eigenes Pedalwerk für die Schlosskirche Rödelheim (heute Frankfurt/Main) erbaut, wurde 1872/73 in die ev. Kirche Springen übertragen, wo sie im späten 19. und frühen 20. Jh. mehrfach verändert wurde, insbesondere die Disposition betreffend.

1968 folgte ein durchgreifender Umbau – nach damaligem Verständnis Restaurierung – in weiten Teilen technischer Neubau und Neuordnung des Pfeifenwerks.

Die Arbeiten unserer Werkstatt (2021 – Februar 2023) bedeuteten unter anderem die Restaurierung des Gehäuses, die Rekonstruktion des Spielbereichs, die Restaurierung der Manuallade, den Neubau einer Pedallade, den Neubau der Tontrakturen, die Restaurierung und Wiederinbetriebnahme der Keilbalganlage, die weitegehende Rekonstruktion des Pfeifenwerks. Das Fehlen einer historischen Pedallade ermöglichte die Verwirklichung eines bis c' erweiterten Pedalumfangs, die Erneuerung der Tontrakturen und das Einfügen einer Transponiervorrichtung.

Die Intonation im Sinne des Erbauerumfelds - belegt mit offenen Pfeifenfüßen - erbrachte auf ungewöhnlich niedrigem Winddruck ein vitales Ergebnis von großem Farbenreichtum für vielfältige Aufgaben.

In den Jahren 2020/22 folgte die denkmalgerechte Restaurierung und Rekonstruktion des Instruments. Bei Ausführung der Arbeiten wurde gewissenhaft zwischen Substanzerhalt, dauerhafter Funktionssicherheit und heutigen musikalischen Ansprüchen abgewogen. In detailgetreuer Kleinarbeit wurde das Instrument in allen erhaltenen Teilen restauriert, Fehlbereiche nach gesichertem Vorbild rekonstruiert.

Ein Orgelwerk von außergewöhnlicher Schönheit und klanglicher Opulenz im Sinne der Erbauerwerkstatt.

Das Instrument, ursprünglich in der Schlosskirche Rödelheim stehend, in technischer und klanglicher Hinsicht rekonstruiert

Als Eselsrücken ausgeformtes Oberlabium an der Mittelpfeife jedes Turms nach Vorbild des Macranderschen Prospekts im Kloster Engelthal

Signatur des Erbauers auf einer der drei erhalten Metallpfeifen des Erstbestands.

Rekonstruierte Pfeifen der Terz vor dem Aufschneiden

Manualpfeifenwerk, detailliert rekonstruiert nach Musterinstrumenten und wenigen erhaltenen Pfeifen

Werkstattbild – Rekonstruktion kleinerer Bourdonpfeifen

Windkasten der Manuallade im Zustand 1968...

...und nach der Restaurierung 2023

Der restaurierte Kanzellenkorpus: erkennbar Spunde neu eingesetzten Eichenholzes

Momentaufnahme der Restaurierung der Pfeifenstöcke mit originalen und jüngeren Windführungen

Aluminiumabstrakten, schief verlegt, trugen im Vorzustand zu zähem Spielgefühl bei

Aufbau in der Kirche: rekonstruierte Tontrakturen von Manualwerk und Koppel; oberhalb der Manualtasten die Trakturtrennung der Transponiervorrichtung

Hebel zur Arretierung und Schaltung der Transponiervorrichtung, zu bedienen bei geöffneter Seite des Untergehäuses

Weitgehend erhaltene Buchewellen der Registerschaltung, von Anfang an stark schiefstehend

Die unschönen Kunststoffbeläge von 1968...

...und im Gegensatz dazu die rekonstruierte Klaviatur von 2022 nach Vorbild von Macrander sowie seines Lehrmeisters Paul Prescher

Das frei historisierend hergestellte Pedalklavier

Schreinerische Rekonstruktion des Unterghäuses (Werkstattbild)

Rekonstruierte Manubrien nach Vorbild Rockenberg – Beschriftung ähnlich Limbach

Verschmutzte Balganlage im Kirchenspeicher, außer Betrieb erhalten (1968 - 2020)

Restaurierte Winderzeugung, über Rollen und Tauwerk mit der Tretvorrichtung in der Kirche verbunden

Einer der neubelederten Keilbälge in der Werkstatt

Wiederhergestellte Tretvorrichtung an der Rückseite der "Sakristei", wie sie bei Übertragung der Orgel 1872 ausgesehen haben könnte

An Macrander adressiertes Umschlagpapier, an der Innenseite eines der Keilbälge zur Dichtung aufgeleimt

Brief aus Macranders Hand an seinen Bruder – die Jahreszahl 1732 könnte als Beleg eines späteren Baujahrs aufgefasst werden oder bei einer frühen Balgreparatur eingeleimt worden sein

Eines der zahlreichen Notenblätter im Balginnern:

"Do(min)ica palmarum Epstol. ad philip. 2. Bassus",

Bassstimme eines Palmsonntagsgesangs zu Philipper 2, mit deutschem Text

Manual (C,D - c‴)   Pedal (C,D - c′)  
Principal 4’ - vakant -  
Mixtur 3f. ½ʼ Subbaß 16’
Cimbel 1f. 1’    
Terz 1⅗ʼ    
Octav 2’    
Quint 3’    
Spitzflöte 4’    
Viol di Gamb 8’    
Bourdon 8’    
  • Tastenkoppel Manual an Pedal
  • mechanische Transponiervorrichtung
  • Stimmung 466 Hz / 16°C (Neidhart für eine kleine Stadt)
  • Winddruck 45mm Ws
  • restaurierte Keilbalganlage