Ober-Saulheim/Rheinhessen, ev. Kirche

Restaurierung 2014/15 (I+P, 14), erbaut von Johann Christoph Kohlhaaß 1765

Das elegant wirkende Instrument wurde von Johann Christoph Kohlhaaß 1765 für die kath. Kirche Bodenheim erbaut und im Jahre 1828 nach Ober-Saulheim verkauft. Ein Umbau hinterließ 1965 neue Trakturen, ein gänzlich neues Pedalwerk, den Umbau der Manuallade, die Erneuerung von Spielbereich, Windversorgung sowie einzelner Register. Immerhin war der Eingriff solide und ohne Änderung des Manualumfangs ausgeführt und erbrachte ein geschlossenes Klanggefüge – freilich nicht der Vitalität des ursprünglichen Zustands entsprechend.

Unsere Arbeiten (2014/15) umfassten die Restaurierung des Gehäuses (einschließlich Rekonstruktion des Spielbereichs) und der Manuallade (u. a. Rekonstruktion der Windkästen), den entsprechenden Neubau einer Pedallade (mit erweitertem Ton- und Registerumfang), den Neubau der Trakturen nach Kohlhaaßschen Merkmalen, die Rekonstruktion der Keilbalganlage, die denkmalsgerechte Restaurierung und Ergänzung des erhaltenen Pfeifenwerks und die Intonation im Sinne des Erbauers.

Als Kompromiss wurden die beiden Pedalstimmen sowie das Krummhorn von 1965 weiterverwendet und dem intendierten Klang angepasst. Die Schaltung der Pedalkoppel, ein Kanaltremulant und eine von der Orgelrückseite aus zu bedienende Transponiervorrichtung konnten ohne weiteren Substanzverlust hinzugefügt werden. Es erstand eine Orgel von ungewöhnlichem Farbenreichtum, geeignet für eine Fülle von Aufgaben bei liturgischem wie konzertantem Orgelspiel.

ein prächtiges Orgelwerk, ursprünglich in der kath. Kirche Bodenheim stehend

die Vervollständigung des bekrönenden Schnitzwerks auf den Außenhüten steht noch aus

Manubrien und Beschriftung wurden gemäß in Groß-Winternheim erhaltenen gestaltet ...

... während das Manualclavier demjenigen in Gau-Heppenheim folgt (werkstatteigene Tastenfertigung)

das frei hinter der offenen Orgelrückseite stehende Pedalwerk vor dem Bau des schützenden Geländers

die offene Rückseite des Unterbaus zeigt die Mechaniken von Spieltraktur, Registerschaltung und Transponiervorrichtung

unter Ergänzung eines Fundstücks rekonstruierte Pedalwinkel

das restaurierte Pfeifenwerk (Manual) mit Mixtur hinter dem Prospekt

Manualwerk C - c‴   Pedal C - dʹ (1765: C,D - d°)  
Principal 4’ Sub Bass 16’
Mixtur 4f. 1’ Octav Bass 8’
Quint 1 ½’ Posaun Bass 8’
Octav 2’    
Kl. Gedact 4’    
Flagonet 2’    
Gr. Gedact 8’    
Solicional 8’    
Cornet 3f. D.    
VioldiGamb 4’/8’    
Crumhorn 8’    
  • Ventilkoppel mit eigenen Windkästen
  • Kanaltremulant aufs Manual (Bauart Schöler)
  • rekonstruierte dreifache Keilbalganlage
  • Stimmung um 463 Hz nach Neidhardt 1724
  • Transponiervorrichtung auf 438 Hz
    (für Manual und Pedal; H1 der Pedalregister ausgebaut)