Mengerschied / Hunsrück, ev. Kirche
Restaurierung 2022/24
erbaut 1845 durch Carl Phillip und Franz Heinrich Stumm und Söhnen (I+P, 10)
Die Orgel der evangelischen Kirche Mengerschied, 1845 erbaut, steht am Übergang zwischen der IV. und V. Werkstattgeneration der Gebr. Stumm. Das kompakte Instrument weist bereits die in den Folgejahren standardisierte Disposition der Gemeindeorgel auf sowie die sich durchsetzende Gehäusegestalt mit drei bogenförmigen Flachfeldern. Auffällig hingegen der seit Mitte der 1830er Jahre vorübergehend angewandte Manualumfang bis g‴, baulich von stummscher Gepflogenheit abweichende mechanisch Details sowie die ungewöhnliche Zuggestaltung mit Lederschildchen.
Abgesehen von Ersatz der 1917 beschlagnahmten Prospektpfeifen durch Zinkpfeifen und starker Verschmutzung war das Werk annähernd im Erstzustand erhalten. Dies erforderte als Restaurierungskonzept die konsequente Orientierung am Erstzustand.
Bei Ausführung aller Arbeiten standen Erhalt Stummscher Substanz und dauerhafte Funktionssicherheit im Mittelpunkt. Diese intensive Arbeit und Forschung haben uns die Arbeit der Erbauerwerkstatt ein weiteres Stück nähergebracht.
Vorzusand mit starker Verschmutzung und Pappkondukte
... und der restaurierte Bereich mit rekonstruierter Zinnkondukte
die Unterseiten von Pedal- und Manuallade (Vorzustand in der Werkstatt)
verschmutzter Windkasten der Manuallade, erkennbar unzureichend gedichtet
starker Schimmelbefall im Innern des Pedalwindkastens
" ... und man sah fürwahr den Dreck so mancher Jahr' " (Manualwindkasten)
neubelederte Schleifenbahnen, die hinteren Schleifen bereits aufgelegt
Neubelederung der Ventile (Schafleder)
Ausschneiden der Ventilschlitze (Pedallade)
bereits aufgeleimte Ventile
restaurierter Pedalwindkasten vor dem Verschließen - rechts das Beutelbrett mit erneuerten Säckchenpulpeten (Zickelleder)
erbauertypische Spundriegel des 19. Jh. vor und nach der Entrostung
vorgerichtete Stimmausschnitte an den Rückseiten des rekonstruierten Prospekts
typische Merkmale offener stummscher Metallpfeifen - Laiengestalt und Aufschnittbärte
Ansprachhilfe unbekannten Alters sowie stummsche Signatur
werkstatttypische Signatur mit Ortsangabe, üblich bei der größten Metallpfeife jedes Registers
substanzschonender Ersatz zersetzten Materials
Vorzustand - teils schwer beschädigte Becher der Trompete ...
... und vergleichbarer Ausschnitt nach der Restaurierung
verschmutzter und geringfügig deformierter Trompetenbecher
restaurierte Trompete auf der Manuallade
Charakteristische Bauart der Pedalregister: Die größten Pfeifen weisen eingenutete Kerne und eingezinkte Bodenplatten auf
Manualwellenrahmen mit Lagerleisten hatten sich in der Erbauerwerkstatt ab den 1830er Jahren durchgesetzt ...
... eine Einzellösung hingegen die hölzernen Abzugsärmchen
Lagerung der Manualwellen in eingelassenen Messingstreifen
Blick in die Tontrakturn ach der Restaurierung
das Koppelwellenbrett (Vorzustand)
zur Korrektur nachteiliger mechanischer Verhältnisse reversibel versetzte Anhängung der Koppelwippen
Spielbereich bei ausgebauten Füllungen im Vorzustand
abgenutzte und teils fehlende Obertastenbeläge auf schadhaften Klötzen
zum Teil erneuerte Obertastenklötze mit Beinbelägen
Einzelfalllösung: einarmig gelagerte Tasten mit aufsitzenden Holzwinkeln
die restaurierte stummsche Manualklaviatur mit in den 1840er Jahren üblicher Tastengestalt
restaurierter Spielbereich, die Oberflächen mit Schellack behandelt
besondere, von den Erbauern nur einige Jahre angewandte Zuggestalt mit
gepunzten Lederschildern - die Schrift wurde bei der Restaurierung mit feinem Pinsel nachgearbeitet
Seite des Spielbereichs im Vorzustand
Restaurierung eines bekrönenden Zierfrieses
hinterer Bereich der Anlage (Vorzustand), mit Lattenzaun umgeben
frei einsehbare Anlage nach der Restaurierung
verschmutzte und umbaute Keilbalganlage (Vorzustand)
Vorzustand: Trethebel mit Holzfedern unbekannten Alters
restaurierte Keilbalganlage
Pedalwerk und Keilbalganlage, jetzt frei sichtbar
| Manual (C - g‴) | Pedal (C - f°) | ||
|---|---|---|---|
| Principal | 8’ | Octavbaß | 8’ |
| Pourdon | 8ʼ | Subbaß | 16’ |
| Octav | 4’ | ||
| Viol di Gamb | 8ʼ | ||
| Flaut | 4’ | ||
| Octav | 2’ | ||
| Mixtur 3f. | 1’ | ||
| Trompet B/D | 8’ |
- Pedalkoppel
- erhaltene zweifache Keilbalganlage
- gleichstufige Temperatur um 430 Hz bei 16°C
- Winddruck 64mm WS